Sorbus Aucuparia

Etymologie

Der lateinische Name stammt von aucuparis. Er enthält avis, was „Vogel“ bedeutet, und capere, was „fangen“ heißt. Es war J. Bauhin, ein aus Frankreich stammender Naturforscher aus Basel, der ihm 1650 diesen Namen gab. Seine Früchte wurden tatsächlich von Vogelfängern – von denen der volkstümliche Name abgeleitet ist – als Köder zum Vogelfang verwendet.

Lebensraum und Verbreitung

Die Vogelbeere ist fast in ganz Europa verbreitet. Ihr Areal erstreckt sich weit bis nach Sibirien und reicht im Norden bis an die Waldgrenze Skandinaviens. Ihre weite Höhenverbreitung verdankt sie einer außergewöhnlichen Toleranz gegenüber unterschiedlichen Umweltbedingungen. Laut dem Landesforstinventar wachsen in den Schweizer Wäldern rund 2,7 Millionen Vogelbeerbäume. Als lichtliebende Pionierbaumart ist ihr Vorkommen stark von der Konkurrenz anderer Baumarten abhängig. Die Vogelbeere kommt überwiegend in Nadelwäldern vor – häufiger als alle anderen Laubbaumarten. Zwei Drittel der Standorte befinden sich in Fichtenbeständen, die übrigen in Tannen-, Lärchen-, Buchen- und Ahornwäldern.

Ökologischer Wert

Der ökologische Wert der Vogelbeere im Bergwald ist sehr hoch. Unter den Gehölzen steht sie bei den Vögeln ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Sie dient seltenen Raufußhühnerarten als Schlafplatz und Nahrungsquelle und ernährt über 60 Vogelarten. Sie wird von Bienen beflogen, beherbergt zahlreiche Insektenarten und ist eine wichtige Nahrungsquelle für Wildtiere. Das leicht zersetzbare Laub dieser oft einzigen Laubbaumart der subalpinen Stufe fördert die Humusbildung. Die Vogelbeere ist in der Bergwaldlandschaft geschätzt und eignet sich – unter anderem wegen ihrer Luftschadstoffresistenz – als Alleebaum in Städten und Dörfern der Höhenlagen.

Kulinarischer und medizinischer Wert

Die Wildfrüchte werden Ebereschen genannt. Sie reifen Ende Sommer, sind scharlachrot, glatt und bleiben fast den ganzen Winter über am Baum – ein nützliches Merkmal sowohl für die Tierwelt als auch für Sammler. Ihr saftiges Fruchtfleisch hat einen bitteren und adstringierenden Geschmack, der zunächst überrascht. Sie werden nach den ersten Frösten geerntet, können getrocknet oder nach langem Kochen zu Konfitüren, Gelees oder Sirup verarbeitet werden.

Die Früchte wirken entgiftend, stärkend, karminativ, entzündungshemmend und schmerzlindernd – sowohl bei allgemeinen Schmerzen als auch bei Muskel- und Gelenkbeschwerden. Sie sind nützlich für die Nieren durch ihre harntreibende Wirkung (Gicht, akutes Nierenversagen, Dysurie, Nierensteine), für das Verdauungssystem durch ihre verdauungsfördernden Eigenschaften, dank der enthaltenen Gerbstoffe (Durchfall, Blähungen, Reflux, Ruhr), für das Fortpflanzungssystem durch ihre menstruationsfördernde Wirkung (Menstruationsstörungen). Die Blätter können bei Atemwegserkrankungen eingesetzt werden (Husten, Heiserkeit, Kehlkopfentzündung, Stimmbandentzündung). Die Knospen haben eine venenreinigende Wirkung und fördern die Durchblutung. Die Vogelbeere ist reich an Vitamin C, das für seine antioxidative Wirkung bekannt ist und an der Bildung von Kollagen beteiligt ist – ein essentielles Protein für Haut, Gelenke, Sehnen und Blutgefäße. Es unterstützt zudem die Aufnahme von Eisen, einem wichtigen Mineral für die Bildung roter Blutkörperchen.

Geleerezept: https://cueilleurs-sauvages.ch/blog/gelee-de-sorbes-sorbier-des-oiseleurs/

Quellen:
https://naturveda.fr/en/blogs/actus-sante/the-benefits-of-mountain-ash-for-the-body
https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/baeume-und-waldpflanzen/laubbaeume/die-vogelbeere-in-der-schweiz

https://cueilleurs-sauvages.ch/blog/sorbier-des-oiseleurs-sorbus-aucuparia-reconnaitre-et-utiliser/