Prunus avium

Etymologie
Der französische Name „Merisier“ stammt vom lateinischen Amarus cerasus („bittere Kirsche“). Der wissenschaftliche Name lautet Prunus avium, was „Kirsche der Vögel“ bedeutet.

Lebensraum und Verbreitung
Die Vogelkirsche gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae), einer großen Familie mit über 3.300 Arten. Bereits in der Jungsteinzeit war sie in Europa verbreitet. Ihre gezielte Kultivierung geht auf das 4. Jahrhundert v. Chr. im Kaukasus und in Anatolien zurück. Heute findet man sie in ganz Mitteleuropa bis nach Westasien, in Wäldern und Hecken unterhalb von 2.000 m. Sie bevorzugt frische, gut durchlässige, leicht saure Böden und kann bis zu 100 Jahre alt werden.

Ökologischer Wert
Der Blattstiel trägt zwei kleine rötliche Drüsen – sogenannte Nektardrüsen – die Insekten anlocken. Dieses Merkmal unterscheidet die Vogelkirsche von anderen Wildkirschen. Ihre herabhängenden Blätter geben dem Baum eine charakteristische Silhouette. Sie wächst schnell, blüht im Frühling reichlich mit weißen, nektarreichen Blüten und bildet kleine rote Kirschen (Merisen), die bei Vögeln sehr beliebt sind. Ihr tiefes Wurzelsystem mit langen Ausläufern macht sie zu einer wertvollen Unterlage für veredelte Kirschbäume. Das weiche Holz wird in der Möbelherstellung geschätzt.

Kulinarischer und medizinischer Wert
Bereits die Blüten werden geerntet und können zum Aromatisieren von Essig oder als Aperitif verwendet werden. Die Früchte reifen früher als Kulturkirschen, meist im Juni oder Juli. Sie eignen sich für Torten, Kompott, Suppe, Sirup, Gelee, Marmelade, Saft oder Likör.
Blüten, Früchte, Rinde und Stiele haben heilende Wirkungen. Aus den Stielen lässt sich ein harntreibender Tee zubereiten. Die Rinde junger Zweige kann getrocknet und als Aufguss verwendet werden. Diese Pflanzenteile wirken harntreibend, entzündungshemmend, abführend und kühlend – hilfreich bei Verdauungsstörungen (Verstopfung), Rheuma, Arthritis, Harnsteinen oder auch zur Unterstützung bei Übergewicht. Die Merise und ihre Kulturform, die Kirsche, haben einen niedrigen glykämischen Index – günstig für Diabetiker – und sind reich an Vitamin C, Kalium, Phosphor, Kalzium und Magnesium.

Quellen:

https://cueilleurs-sauvages.ch/blog/merisier-le-cerisier-sauvage-prunus-avium/

https://www.promessedefleurs.com/fruitiers/fruitiers-par-variete/cerisier/merisier-des-oiseaux-prunus-avium-livre-en-hauteur-60-90-cm-en-racines-nues-ramifie.html

https://www.medisite.fr/dictionnaire-des-plantes-medicinales-merisier.1616204.8.html